Zur Person „Schinderhannes“

ZUR PERSON „SCHINDERHANNES“

An einem trüben, „neblicht nassen“ Herbsttag vor 200 Jahren endete
das Leben von Johannes Bückler. Er starb nicht allein.

Ihn umgaben einige Tausend Menschen, die Zeugen waren, als er in Mainz am
21. November 1803 mittags kurz nach ein Uhr auf das eigens für ihn errichtete
Blutgerüst geführt, auf einem Brett festgeschnallt und damit unter das Fallbeil
der Guillotine geschoben wurde.

Johannes Bückler war weder der erste Delinquent, der von der französischen
Justiz in den gerade erst eroberten rheinischen Départements zum Tode verurteilt
und hingerichtet wurde, noch war er in den nachfolgenden zehn Jahren der letzte.
Aber Johannes Bückler, der als Schinderhannes bis heute unvergessen ist, war
zweifellos der Bekannteste.

Wer war eigentlich jener Johannes Bückler, genannt Schinderhannes?

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Schinderhannes wurde 1778 als Sohn eines armen
„Wasenmeisters“, d. h. Abdeckers in Mühlen (Miehlen) im
Taunus geboren. Seine Laufbahn als Dieb begann im Herbst
1796, als er zusammen mit Johann Nikolaus Nagel einen
Hammel stiehlt und in Kirn verhaftet wird. Schinderhannes
kann über das Dach des Rathauses fliehen. Als entflohener
Dieb war ihm aber die Rückkehr in ein bürgerliches Leben
verschlossen.

Schinderhannes war kein politischer Rebell oder gar Freiheitskämpfer.
Die Verhältnisse wollte er nicht ändern. Sein Ziel war die persönliche Bereicherung.
Durch massive Drohungen oder Geldzuwendungen hielt er die Bauern und Bürger
in den Dörfern in Schach. Von den Bauern benannte Wucherer und Geldschneider
überfiel er. Wer nicht überfallen werden wollte, musste sich eine „Sicherheitskarte“
kaufen.

Als im Jahre 1801 Schinderhannes mit seiner Bande den jüdischen Kaufmann Seckel
Löw in Staudernheim überfällt, regt sich Widerstand in der Bevölkerung, die dem
beliebten Kaufmann mit Waffen zu Hilfe eilt. Schinderhannes merkt, dass seine Zeit
vorbei ist. Anfang 1802 versucht er, ein bürgerliches Leben zu beginnen. Am 31. Mai
1802 wird er von einer Polizeistreife kontrolliert. Schinderhannes flieht, wird jedoch
von einer berittenen Streife gefasst. Der Versuch als Soldat unter dem Namen Jakob
Schweikard anzuheuern scheitert, weil er verraten wird.

Schinderhannes wird zwischen Juni 1802 und März 1803 in Mainz vernommen.
Ende Oktober wird die Anklage eröffnet in der Schinderhannes zum Tode verurteilt
wird. Während sich seine Geburt in Miehlen beinahe anonym vollzogen hatte, waren
am letzten Lebenstag es Hannes auf einer Anhöhe vor den Toren von Mainz über
zehntausend Menschen die Zeugen eines Todes. Zugegen waren auch zwei Medizin-
studenten, die die noch warmen Körper der Enthaupteten für Experimente mit
Elektrizität benutzten.

1817 erscheint in England, zunächst anonym, der Roman „Frankenstein“.
Die Inspiration zu dem Roman, in dem eine Kreatur aus Leichenteilen geschaffen
und mit Strom zum Leben erweckt wird, scheint von der Hinrichtung des Johannes
Bückler zu stammen.

Noch mehr über Schinderhannes und seine Verbrechen erfahren Sie im
historischen Anhang der Spielregel!

Quellen:

Bayerlein, P. (2003): Schinderhannes-Chronik.
Von Miehlen bis Mainz. Verlag Ernst Probst, Mainz

Bayerlein, P. (2003): Schinderhannes Ortslexikon.
Von Abentheuer bis Züsch.
Verlag Ernst Probst, Mainz

Kropp, F.P. (2007): Der Schinderhannes und das Bandenwesen an der Mosel.
http://www.net-art.de/kropp/schinder.htm

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